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Rennsteig NonStop 2018 eine Erfolgsgeschichte mit DNF

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Was heisst eigentlich DNF? Ich sag´s – Did not finish – oder Nicht beendet- oder wie dor Sachse sachd- ne im Ziel angegomm. Der Rennsteiglauf NonStop geht über 168 km durch extrem anspruchsvolles und traumhaftes Gelände des Thüringer Waldes und ich bin nach 70 km raus.
Was´n das für eine Erfolgsgeschichte?
Hallo– knapp 70 km mit 1.281 Höhenmetern- das ist ein Ultra- und einer auf traumhaft anspruchsvoller TrailStrecke und das ab km 20 im Dunkeln- was willst Du eigentlich. Ja Du wolltest doch aber 168 km komplett laufen? Wollte Frau Nolte- jeder Ultra ist eine neue Herausforderung, eine neue Grenzerfahrung, eine Gratwanderung auf dem Zenit Deiner Leistungsfähigkeit und darüber hinaus. Wichtig ist für mich seit 2013 die Maxime- verletzungsfrei ankommen– sei achtsam. Bleib also bitte ganz relaxt, Du hast erneut eine Ultrastrecke  verletzungsfrei überwunden und ich war nach dem Abbruch sogar als Erster verletzungsfrei  im Ziel 😉 – naja, mancher wird sagen- der hat nen Vogel- mir egal- Ich bin eben ICH.  Aber mal ganz von vorn:

Ich steh am 31.08.2018 ganz relaxt um 05:30 auf. Ich habe noch so einiges  vorzubreiten. Obwohl ich ja die Vollsoftversorgung ala Lauffeuer Fröttstädt e.V. und Gunter Rothe gebucht habe, ticke ich ja inzwischen bissl anders. Meine Streckenversorgung diesmal:

  • Salate in 5 Büchsen aus Selleriestangen, Apfel, Möhren, Tomaten, Gurke, Fetakäse, Wasser, Olivenöl, Bruschetta und aglio-olio-Gewürz. Kakaobohnen, Rosinen, Sonnenblumen- und Kürbiskerne, Aroniabeeren.
  • Starterset im Rucksack. 2 Liter destilliertes Wasser in der Trinkblase, 2 0,33 l frisch gepresster Saft – Apfel-Sellerie-Birne- Gurke-Ingwer / Orange- Apfel- Ingwer- 20 Datteln,- Windjacke und Regenjacke, Stirnlampe, Powerbank.
  • dropbox km 57- 0,5 l + 0,33 l Flaschen mit Saft wie oben- 1 Büchse Salat, Longshirt
  • dropbox km 105- 0,5 l + 0,33 l Flaschen mit Saft wie oben- Büchse mit Datteln.- 1 Büchse Salat
  • dropbox km 133- 0,5 l + 0,33 l Flaschen mit Saft wie oben- 1 Büchse Salat, Wechselschuhe für den Fall der Fälle. Für km 133 hatte sich Stefan Schink freundlicherweise bereits erklärt, die letzten km mit mir gemeinsam zu laufen und dort als kleines Schmankel ne Flasche Hefeweisen mit Glas mitzubringen.

Ich wurde gerade so fertig. Laufklamotten kurz an, Inov8 an die Füße, Fenix 5 ist sowieso am Handgelenk. ab aufs Rad und zum Bahnhof. 10:54 fuhr ja der Zug.

da stehen sie die 169 km

Traumhafte Verbindung über Eisenach nach Hörschel und ich konnte 13:10 Uhr vollkommen entspannt im Ort einlaufen. Ich fühlte mich schon am ersten Häuschen willkommen. Eine freundliche Frau wünschte mir viel Erfolg und sagte mir ohne Frage, wenn ich zur Pension am Rennsteig wolle, die ist gleich dort vorn. Diese so geliebte Thüringer Freundlichkeit- ich liebe sie.

Es waren schon einige der Verrückten da und ich nahm vom Lauffeuerteam meine Startnummer 13 entgegen, die ich mir seit meinem 2. Thüringen Ultra immer wünsche.
Dropboxbeutel in die bereitgestellten VP- kartons verstauen. Dann lief auch schon Uwe Jahn ein und ich konnte auch die anderen Wiederholungstäter begrüßen, wie Marc Becker, Tell Wollert, Stefan Albrecht und Alexandra Marten, und Marcel Beese.
Pünktlich 15:00 fuhr der Bus nach Blankenstein – Gunter

Gunter Rothe beim Briefing

mit Uwe Jahn

hatte auf der Einladung mit 14:30 geschummelt- so waren zum Glück alle rechtzeitig da. In Blankenstein stand er dann auch ca. 20 Minuten vor Ultimo auf dem Tisch zum Briefing. Perfekter und relaxter kann eine Startvorbereitung nicht ablaufen.

Marc Becker

Noch schnell den Glücksstein aus der Selbitz holen, ein paar …viel Glück… Wünsche und Startfotos  und schon zählten wir den countdown runter.
Ab geht er- keiner hatte gesagt, es würde ein Kindergeburtstag und so ging´s gleich steil hinaus, um das Stück- oder 168 km- bis Hörschel anzugehen. Ich war guter Dinge und zog mein geplantes Programm durch. Ziel war grundlegend verletzungsfrei ankommen, am liebsten unter 24 Stunden und auch gegen etwas drunter hatte ich nichts einzuwenden. Uwe Jahn musste noch bissl auf seine Navi warten und rief, lauf, ich komm schon.

Da war´n wir also schon mitten drin in meiner größten Herausforderung bisher. Ich war gut vorbereitet und nach 3 km waren schon die ersten 151 HM auf der Uhr. Wieso wunderte ich mich eigentlich, dass mir der Schweiß schon auf der Stirn stand? Nach ca. 8 km und 251 HM zog mit- Hallo Uwe und seinem persönlichen Grinsen- der Uwe Jahn mit flinken Beinen an mir vorbei und war dann irgendwie schnell verschwunden, tauchte jedoch ca. bei km 11 erneut von hinten auf. Er musste wohl erst die letzten Behinderungen aus dem Darm loswerden. Danach sah ich ihn nicht mehr, oder besser erst viele Stunden später bei seinem erfolgreichen Zieleinlauf.
Dafür hatte sich bei mir inzwischen alles wieder auf normale Regulation einstellt, das anfängliche Schwitzen ließ nach.
Bei km 16/17 und 338 HM nahm ich die erste halbe Saftflasche und ne Dattel zu mir und nahm mir vor, diesen Rhythmus in etwa bei zu behalten. Mit meinem Pace war ich zufrieden und stellte das Tempo etwas ruhiger ein. Ups da war ja schon der erste VP bei ca. km 20 erreicht. Freundliches Lächeln wie immer und Buffets vom Feinsten. Ich nahm ausreichend Melone zu mir  und zwei Becher Wasser. Ich hatte mir für jeden VP- 5 min und für jede Wechselstation 15 min Pause geplant. Das Licht war inzwischen bereits so schwach, dass ich auch die Stirnlampe aufsetzte, die Nacht brach ein- ca. 20:25. Das war auch sinnvoll, denn dann fingen in der Dunkelheit auch die zusätzlichen Tücken dieses Ultratraillaufs an. Wurzelwege, Schotterstrecken, die volle Aufmerksamkeit abverlangten. Ich legte mich auf einem schmalen Trail auch gleich mal in die Heidelbeerbüsche, doch das war wirklich easy.

Ab km 38 stellte ich auf mein internes Einteilungsprogramm um. Das sieht dann ungefähr so aus. Hey man, nur noch 2 km, dann hast Du schon mal 40 im Kasten und dann noch mal lockere 2 und der erste Marathon ist schon vorbei, dann sind es gerade noch 3 km und Du hast nur noch 5km, bis Du die ersten 50 km abgespult hast. Lustig war für mich auch, als, ich glaub in Brand bei ca. km 42, der Rennsteig mitten in der Nacht an fröhlich feiernden mitten im Walde vorbei führt, da hast Du fast Lust Rast zu machen. Das Läuferfeld ist inzwischen arg auseinander gezogen. Praktisch läufst Du fast allein und freust Dich über jedes Leuchten vor oder auch hinter Dir und sagst zufrieden… Ich glaub ich bin noch auf dem richtigen Weg.
Genial ist sowieso die Unterstützung unter diesen Ultras. Da achtet einer auf den anderen und ruft, hey hier geht´s rum, wenn da mal Eine(r) das weiße R übersehen hat. Das hat mir selbst auch einmal geholfen, wenn Du dann in Deinen Gedanken versunken „dahinschwebst“ und Dich mal über ein kleines Stück glatten Weg freust. Der Rennsteig wird immer wieder von solchen Erleichterungen weg geführt, hinein auf die holprigen, wurzeligen, steinigen Abschnitte und immer geht es rauf und runter.
Es gab schon 4 – 5 Stellen, da musste ich auch erstmal innehalten- gehts jetzt rechts, links, gerade- wo ist denn jetzt dieses R. Zum Glück half mir in solchen Momenten auch die gps- Track auf der Uhr. Ich Danke auch Uwe Jahn noch mal für den Tipp, wie das geht. Ich bin ja das erste Mal überhaupt mit dieser Möglichkeit gelaufen. Lauf ja meist frei Schnauze, doch bei 168 km?
Einmal habe ich mich schweinisch erschrocken. Da lief mir plötzlich ein riesiges Monster entgegen, bis ich merkte, dass es die Schatten der herunter hängenden Bäume waren.
Traumhaft war auch immer wieder die Orga. Das Lauffeuer Fröttstädt Team hatte immer mal wieder an den Straßenüberquerungen ein Fahrzeug stehen, um auf dieser ja extrem langen Nachtstrecke auch zu merken, wenn da irgendwann eine(r) fehlt. In Neustadt am Rennweg hat ich dann die 50 im Kasten und bin mal kurz am Kreisverkehr falsch abgebogen, weil´s zur schönen Aussicht ging. Hätte ich mir ja denken können, ist doch dunkel- man.
Ich  freute mich schon, nur noch 4 km, bis zum nächsten VP. Ich sah auch immer schon ein Leuchten zwischen den Bäumen, doch irgendwie zog sich der Weg. Es waren schon fast 56 km und immer noch endlose, baumbestandene Dunkelheit. Bis ich im Handy nachschaute und meinen Irrtum feststellte- VP 3 ist ja erst bei 57 km. Ich war weiter guter Dinge. weiter unter 8 Stunden. Mensch mal 3 sind ja noch unter 24. Ich bin weiter im Programm.
Irgendwie hatte ich so das Gefühl, mit dieser Einteilung der Kilometerhäppchen, geht das wie von selbst. Die Strecke ist ja eh klar, die brauchst Du Dir garnicht anschauen. Teile die Dir immer weiter so ein, dann geht es wie von selbst. Da kann ich so richtig was für´s normale LEBEN mitnehmen. Egal wie groß die Herausforderungen werden, kleine Häppchen und Du freust Dich über jede erreichte Teiletappe und irgendwann bist Du eben da, selbst wenn Du mal das Gefühl hast, Du bist stehen geblieben. Oder Du fängst nochmal an. Irgendwann hast Du auch das letzte Häppchen weggespult. Laufen ist eben doch mehr als nur die Beine bewegen.
Also noch knapp 1.000 m, dann kommt endlich dieser VP 3. Endlich, ich freute mich so auf mein erstes nächtliches Frühstück, einen schönen frischen Salat aus meinem Verpflegungsbeutel…. dann hast Du genau noch drei km, bis es nur noch 2 mal 5 sind plus 1 und schon sind es keine 100 mehr.  Es war inzwischen deutlich kälter geworden. Ich war trotz der kälteren Temperaturen durchgeschwitzt und bei den Abschnitten, wo ich ab und an mal gehen musste, oder einfach wollte, habe ich das dann extrem gespürt. Seltsam, dass ich nicht friere. Ich hatte zwar irgendwann meine Windjacke angezogen. Aber die war auch leicht feucht.
Da isser endlich der nächste VP- km 57. Diese liebevollen Gesichter, die Dich da begrüßen. Diese wunderbaren gefüllten Tische. Komm ich helf Dir, Deinen Beutel zu finden. Mensch die umsorgen Dich, wie verrückt. Danke Danke Danke. Es ist ein Traum, was Dir hier geboten wird. Ich nehme wieder Melone, Tomaten, Gurke, Wasser, Wasser. Strecke mich. Ziehen mein Shirt aus, Langshirt an, WindJacke. Irgendwie will die Freude auf den Salat sich nicht ganz so einfach umsetzen lassen. Der Körper tut sich schwer. Ich kaue und kaue unendlich lange und schaffe nicht die Hälfte. Fülle meine Trinkblase nach und starte wieder durch. Inzwischen sind schon ich glaub 08:18 Stunden auf der Uhr.
Jetzt wird es immer schwieriger. Immer öfter diese Wurzelwege, Schotter alte Scheiße. Ich muss immer öfter mal ins Schritttempo wechseln. Stolpere- Hey Anger, lauf achtsam, lauf achtsam, rufe ich immer wieder laut in die Nacht.
Bingo 63 km, nur noch 2 und Du hast nur noch 3 bis es keine hundert mehr sind. Irgendwo dort blinkte meine Lampe im Bereich der Friedrichshöhe. Batteriewechsel. Ich stecke die neuen rein. Schalte ein. Nichts- dunkel. Was´n jetzt. Nachschauen- ach wieder eine falsch rum reingesteckt. Dann wieder Licht im Walde und der Weg schlaucht weiter. Wurzelweg auf – Wurzelweg ab. Ich bin kurz weg, stolpere wieder. Scheisse, was ist jetzt. Es muss irgendwo hier gewesen sein. Zwischen Friedrichshöhe und hinab Ri kleiner Sauberg. Ein Geröllstein auf meinem Fuß. Ich schieß ihn wie einen Fußball davon. Bloß gut dass der lose war. km 64 bis 66 Wurzelweg, Wurzelweg, Schotter. Ich gehe, Berg runter- Bin wieder kurz weg und stolpere. Lauf achtsam Anger rufe ich immer wieder in die Nacht.

Mensch das geht bestimmt wieder vorbei, Du hast die 68 gleich im Kasten. Dann geht es auch weiter. Ich bin schon weit über 9 Stunden und irgendwie bist Du zu unkonzentriert. Du fliegst auf die Fresse und was hast Du dann.

mein Schutzengel

Mein Schutzengel (Geschenk meiner lieben Frau) rief mir zu, mach´s ein andres mal. Du wirst jetzt eh vom Läufer zum Wanderer. Es ist es nicht wert. Du hast auch noch eine Verantwortung für Deine Frau unser Kunden.

DNF heisst das nächste finish kommt

Auf dem Eselberg km 68,5 – Mensch vielleicht kommt es wieder, doch von dort bergab auf Masserberg das gleiche. Ich laufe jetzt hier ein und schau ob wieder so ein Streckenposten steht. 04:04 ich rufe die Streckennummer und will Bescheid geben, dass ich abbreche. bekomme keinen ran. Dann steht da dieser Spaceshuttle ein Renault. Zum Glück ein Begleiter aus der Region, der seine Frau und 2 Lauffreunde auf der Strecke versorgt. Er bekommt Gunter ran und ich bin raus. 69,80 km auf der Uhr, 1281 Höhenmeter es sind 10:20:41 rum.
Entschieden, Verkündet, aus die Maus, Schütteln und nicht mehr drüber Nachdenken. Immerhin, Ich habe eine harte Ultradistanz absolviert. Ich bin unverletzt und fordere es auch nicht anders heraus. Stopp und Danke. Ich habe einen harten Abschnitt geschafft, habe ausreichende Möglichkeiten vor mir und ich bin trotzdem nicht ausgelaucht. Den Rest der Reise schreibe ich, wenn ich dazu komme. Erstmal Danke für diese Herausforderung, allen Organisatoren, Helfern, meinem Spaceshuttle, meiner lieben Frau Marion für die Geduld und Liebe. Allen anderen Danke ich nochmal, wenn ich den Rest fertig schreibe.

Eins habe ich inzwischen bereits beschlossen. Ich zieh das Ding nochmal durch. Auch wenn  Gunter ja sagt, es soll der letzte NonStop gewesen sein. Ich sage

– der Rennsteig ist ja immer da- auch NonStop-

… und auch die 168 km bleiben. Eins stimmt jedoch auf keinen Fall, die 2.700 HM- es sind nämlich 3.440 HM.
Ich geh den auch allein an, wenn´s sein muss- wer mich kennt, weiß, ich hab ja so nen kleenen Knall. Da versorgen mich halt mobile Helfer. Hab schon mit meiner Skatermaus drüber gesprochen. Wer Lust hat, kann sich ja melden.

Ach und Danke auch für diese wundervolle Erinnerung. Danke an die Menschen, die das geschaffen haben. Unvergesslich.

Fazit der Erfolgsgeschichte: Bin voll fit. Keinerlei Nachwehen. System der natürlichen Gesundung trägt beste Früchte und das Konzept myBodyGYM trägt auch dazu bei. Es gibt wunderbare Menschen auf dieser Welt und es macht Spass, Euch zu treffen und trotzdem, laufen wir jeder unseren eigenen, lebenslangen ULTRA. In dem Sinne #LaufenIstMehrAlsDieBeineBewegen

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