um ZEIT ZU er LEBEN

Wir sehen die Welt mit eigenen Augen

Lebe ich oder jage ich nach dem Wind?

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Und wieder ist ein Jahr vergangen. Was ist schon ein Jahr, was zählt ein Tag oder eine Stunde? Was bin ich in diesem ewigen Kreis?

Ich nehm mir immer diese ZEIT am scheinbaren Ende eines Jahres- diese ZEIT der Besinnung. Manchmal tut das sogar richtig weh, so in sich zu blicken. Alles um mich herum auszublenden, um diesen wundervollen Kreislauf der Entwicklung wahrzunehmen. In diesem Jahr ist wieder eine besondere Botschaft aus 31 Buchstaben entstanden.

ICH BIN DANKBAR, DASS ES DAS LEBEN GIBT. 

Drückt das unstillbaren Optimismus in mir aus?

Manchmal geht es mir eher wie dem biblischen Philosophen Kohelet. Er erreichte alles,  baute prunkvolle Häuser und Gärten, war sogar König … mehr dazu fand ich beim Pfarrbriefservice. Und doch fragte er sich, welchen SINN sein Erfolg habe und ob es nicht eher wie die Jagd nach dem Wind sei.

Nach SINN suchen oder meiner ZEIT in diesem LEBEN  einen SINN geben, oder besinnungslos oder lustvoll Streben, ja wonach oder wohin?

Ich brauche immer etwas ZEIT, um für mich darauf eine Antwort zu finden. Inzwischen wird sie jedoch jedesmal etwas klarer und erreicht mich leichter.

Wenn ich mich nicht mehr von der ZEIT antreiben lasse, mir die ZEIT einfach mal  nehme und innehalte, also zur Besinnung komme, dann bekomme ich zwei riesige Geschenke:

Das erste ist GEDULD und das zweite DEMUT.

Neindie ZEIT geht überhaupt nicht schneller. Vielleicht glaube ich nur manchmal, die Entwicklung ginge nicht schnell genug, oder ich würde etwas verpassen, was mir im Sekundentakt der Socialen Medien und des World wide web präsentiert wird.

Dabei rase ich doch als Passagier im Raumschiff Erde schon seit Milliarden von Jahren mit Lichtgeschwindigkeit durchs Universum. Naja – ich als Mensch natürlich noch nicht ganz so lang. Doch immerhin kann ich schon auf enorme Fortschritte zugreifen. Ich kann diese Worte denken und hier niederschreiben. Welches Lebewesen auf dieser wundervollen Erde kann das schon.

Als ich unseren Enkel NEO JOSEPH zu Weihnachten beobachten durfte, wurde mir erst so richtig bewusst, welche unvorstellbare GEDULD ich wohl selbst einmal aufgebracht habe, um mal krabbeln zu lernen, sitzen zu können, unter Mühen das Aufstehen zu lernen, aus unverständlichen Lauten erste Worte zu formem. Unzählbare Fehlversuche hindern den Kleinen nicht daran, es immer und immer wieder zu tun, bis es dann endlich gelang oder gelingt.

So sind wir zum Menschen geworden. Das hat hunderte von Generationen gedauert. Die einen haben gelernt, sich als Schmetterling in die Lüfte zu erheben. Wir können dafür lesen und Flugzeuge bauen. Inzwischen brauchen wir auch keine Generationen mehr, wir sind inzwischen in der Lage diese Fähigkeiten alle in wenigen Jahren zu entwickeln, um weitere neue Möglichkeiten ins Auge zu fassen.

Wie der kleine NEO JOSEPH oder ich werden wir bei der Entwicklung und Beherrschung heute noch unbekannter Möglichkeiten unzählbare Fehlversuche erleben, die unfassbare Schmerzen verursachen können und werden.

Wir Menschen haben nicht nur gelernt, unseren menschlichen Körper aus Billionen von Zellen, Bakterien und Viren zu formen. Inzwischen haben wir unsere Familien, Dörfer, Städte, Länder, Unternehmen, Vereine und andere lebendige Systeme entstehen lassen, die wie ein einzelner Mensch nur für kurze Zeit oder über Generationen existieren.

Manchmal verzweifeln wir, weil geliebte Menschen zu früh versterben. Dabei ist es dem Menschen inzwischen gelungen, viele Krankheiten zu beherrschen. Es wird auch in Zukunft diese schmerzlichen Erfahrungen geben. Wir werden tausende von Versuchen machen müssen, wahrscheinlich wird es weitere Generationen dauern, bis wir endlich ohne Krankheiten leben können. Inzwischen fügen wir uns ja leider sogar Krankheiten zu, weil wir durch viele technische Errungenschaften manchmal vergessen, was wir Menschen uns über Generationen angeeignet haben. Es wird ein neuer Entwicklungsprozess des Wiedererlernens einsetzen.

Manchmal verzweifeln wir, wenn in unseren Städten leere Schaufenster entstehen oder Innenstädte plötzlich wie Geisterstädte aussehen, oder wenn Straßen scheinbar nicht schnell genug entstehen. Manchmal verzweifeln wir, weil Unternehmen pleite gehen, oder andere einfach ihre Tätigkeit einstellen. Wir verzweifeln an Streitigkeiten, nur weil wir unterschiedliche Versuche machen oder Lösungen nicht gelingen und der Mensch führt deshalb immer noch Kriege, an denen wir verzweifeln.

Diese Verzweiflung kennt unser kleiner Enkel NEO JOSEPH noch nicht und ich kannte das als kleiner Junge auch noch nicht. Leider habe ich damals noch nicht lernen dürfen, dass auch im weiteren LEBEN alles seine ZEIT braucht, dass ich GEDULD brauche für jeden neuen Schritt und Verständnis für jedes Experiment, das andere in Angriff nehmen.

Inzwischen lerne ich diese Geduld erneut. Vor allem lerne ich immer wieder diese Demut und Dankbarkeit, was meine Eltern und alle Generationen vor mir für unglaubliche Fähigkeiten entwickelt und an mich weiter gegeben haben.

Ich habe inzwischen auch unsagbare Demut und unendlichen Respekt für jeden Menschen in meinem Umfeld und auf dieser Welt. Jeder hat jeden Tag besondere Herausforderungen zu meistern, immer wieder Versuche und Experimente zu unternehmen, um Neues zu entdecken, oder einfach nur mit den aktuellen Herausforderungen des Lebens klarzukommen, von denen wieder hunderte von Versuchen scheitern werden, um irgendwann doch zu gelingen.

Ich bin nach dieser ZEIT der BESINNUNG vor allem meiner lieben Frau Marion dankbar, für die unendliche GEDULD, bei meinen Versuchen, diese unfassbare Vielfalt des Lebendigen zu begreifen und mit meinen eigenen Fehlversuchen klarzukommen.

Ich bin erfüllt von Demut und Respekt für jeden Politiker, jeden Lehrenden, jeden Gründer oder Mitarbeiter eines Unternehmens, einer Behörde oder anderer Einrichtungen und Länder, die wir Menschen geschaffen haben und ausprobieren und zu meistern lernen.

Ich kann jeden nur bitten. Nehmt Euch alle ZEIT der Welt, um solange den nächsten Versuch zu üben, bis auch dieser gelingt. Ich bin erfüllt von Demut für jede Mutti und jeden Vati die ihren Kindern diese Geduld und Lebenskunst immer besser zu vermitteln versuchen und diese Lebenskunst dabei selbst immer besser lernen.

Vielleicht würde der am Anfang genannte Philosoph Kohelet heute selbst nicht mehr davon sprechen, das dieses ganze Streben wonach auch immer, nur die Jagd nach dem Winde sei.

Vielleicht geht es ja dem einen oder anderem auch heute noch manchmal so. Ich habe dafür inzwischen die heilsamste Methode für mich gefunden: Innehalten, um zur Besinnung zu kommen und wie in den ersten Tagen des LEBENS mit GEDULD den nächsten Versuch zu unternehmen neues zu entdecken, zu träumen, zu meistern und dazwischen die herausragenden Errungenschaften des Menschen einfach mit Demut und Freude zu genießen.

Wenn ich jetzt die Frage vom Anfang dieser Gedanken nochmal stelle:

Lebe ich oder jage ich nach dem Wind? 

…dann kann ich nur antworten:

ICH BIN DANKBAR, DASS ES DAS LEBEN GIBT. 

Und alles Gute für 2024 Uwe Anger

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