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Ultra10/2016 in 12/2016 Freital Rabenauer Grund Ri Dresden Stück Jacobsweg

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Mein Plan am 19.12.2016:
Ich will´s nochmal wissen. 21.12.2016 08;00 Start in Freital Hainsberg, Rabenauer Grund, hinauf zum Jagdschloss Grillenburg- Einstieg in den sächsischen Jacobsweg bis Dresden- kurzer Schwenk durch den Grossen Garten und über Blaues Wunder und Dresdner Schlösserpark an der Elbe und innere Neustadt zum Bahnhof Neustadt. Es sollten um die 70 km werden.

Das wird die abschließende Einstimmung auf Weihnachten und die letzten Erlebnisse der Tage der Besinnung. Schön ist, dass mich Wolfgang Finke aus Freital die ersten Kilometer durch den Rabenauer Grund begleiten wird. Die Planstrecke habe ich ganz unten nochmal verlinkt– es gab ein paar ungeplante Abweichungen.
So sah es dann live aus:
Am 20.12.16 packte ich den Trinkrucksack mit 1,75 l staatlich Fachingen und 1 TL Salz. Verpflegung nach den neuen Prinzipien. 2 Kartoffeln in Stücken mit etwas Salz vakuumiert- 1Tobinamburknolle 1 Beutel mit 4 Händen voll Sonnenblumenkernen, Buchweizen, Rosinen, 2 Äpfel. Mehr sollte es auf der Strecke verpflegungstechnisch nicht geben. In den Salomon-rucksack meiner Frau kam noch Wechselwäsche.
Schuhe wählte ich diesmal die Salewa mit der Michelinsohle
Die Nacht davor lies mich die Vorfreude auf den Lauf schon spüren. 1:18 Uhr war ich putzmunter- warum sinnlos quälen. Ich genoss den Sternenklaren Himmel in der eiskalten Nacht mit nackten Füßen bei Minus 1,8 Grad auf der Terrasse, schrieb dann mein Adventskalenderblatt 21 und konnte von 02:00 bis 05:00 noch schön relaxt schlafen. 05:00 tuckerte meine Fenix am Handgelenk- its Partytime. Ausreichend Zeit für ein angemessen ausgiebiges Frühstück. Ich stehe wie immer etwas früher auf, um dieses tägliche Ritual zu frönen. Vorm Start gibt´s staatl. Fachingen und den besonderen Salat mit richtig Power für den Lauf mit Paprika, Pak Choi, Avocado, Tobinambur, Physalis, Tomate, Paprika, Kiwano, Sonnenblumenkernen, Rosinen – und noch einen Biss in eine Kartoffel, dazu Kaffee mit Kakao- es soll der erste Lauf vollständig nach den neuen Prinzipien der Laufverpflegung werden-.
Vorab die grobe Orientierung auf den ausgedruckten Kartenabschnitten und PA, Krankenkarte, Girokarte , paar private Visitenkarten und 10 Eus einpacken.
Als Startbekleidung von  X- Bionics die langen Laufpants und das laufschuh_salewa_michelinTanctop und Socken- über die Pants ne kurze Laufhose und bis zum Start noch ne lange Laufhose, oben Langes Shirt drüber, langen Laufpullover und ein kurzes
Laufshirt, Softshelljacke, Mütze, Handschuh- es sind Minus 6 Grad.   Die Lencer an die Birne und die Salewa Ultra Train an die Füße. 06:25 ab aufs Rad zum Bahnhof und 06:45 ist Abfahrt Ri. Dresden Hbf. von dort 06:37 in Richtung Freital- Hainsberg- Ankunft 07:54. 20161221_1startbildmitwolfgangWolfgang steht schon vorm Bahnhof. Kurze Begrüßung und kleiner Schnappschuss vor der Bahnhofsuhr- Fenix auf Start und Partytime- wir Starten pünktlich 08:00- bei eiskalten, gefühlt Minus 10 Grad- dafür verspricht die aufkommende Sonne einen herrlichen Lauftag.
Wir starten entlang der wilden Weißerritz- es ist einfach traumhaft vom ersten Kilometer an. Gleich zu Beginn lassen wir unbemerkt den geplanten kleinen Anstieg über die Weißeritztalhänge weg und nach der Brücke über die Wilde Weißeritz biegen wir zu früh nach rechts in den Hailsberger Park und laufen auf Tarandt zu. Der Rabenauer Grund liegt somit weit links. Nach ca. 5,8 km- Tarandt liegt schon hinter uns- sagt mir mein Gefühl, wir müssen jetzt irgenwie links die Hänge hinauf-20161221_2die-erste6km da muss irgendwo der Rabenauer Grund sein.Tatsächlich steht da irgend ein Zeichen auf einem Baum, doch ein so richtiger Weg ist nicht zu sehen. Wolfgang ist zwar nicht so richtig von einem Wegweiser überzeugt, doch ich… auf gehts – dass sind doch die Singletrails, die es besonders machen. Bis über 34% gehts bergan auf weichem, Boden auf dem die Füße fast verschwinden. Die Handschuhe hatte ich schon abgelegt. 20161221_3sonennaufgang  Die kurze Anstrengung wird oben so gleich belohnt- wir erleben den Sonnenaufgang im perfekten Moment. Lass Dich also nicht von der Technik sondern vom Gefühl leiten. Ich
muss schon wieder einen von ganz tief aus dem Bauch aufsteigenden Freudenschrei ausstossen. Jetzt zeigt sich, dass ein Umweg auch seine Vorteile hat, denn wir laufen oberhalb des Tiefen Grundes direkt in Richtung Osten auf die Sonne zu. Hier ist es auch etwas wärmer. 20161221_4hinweisangrabmalNoch ein kurzer Schnappschuss am Wegesrand, der mir erneut vor Augen führt, worauf es im Leben ankommt und warum ich so gern durch die Weiten der Natur laufe. Wir schweben über die Felder in Richtung Lübau und tauchen dort endlich ein in den Rabenauer Grund.
Hier bei ca. km 11,4 verabschieden wir uns und ich kann Wolfgang noch mein Weihnachtsgeschenk überreichen.  🙂 Für jeden hatte ich einen Apfel eingepackt. Den lassen wir uns jetzt schmecken und verabschieden uns. Wolfgang taucht wieder in Richtung Nord-Osten in den Rabenauer Grund ein und ich in entgegengesetzter Richtung, entlang dem Borlasbach in Richtung Süden. Am Mühlenteich kann ich den herrlichen Schnappschuss des eisigen Wintermorgens einfangen- den ich zum Titelbild dieses  Laufes gemacht habe. Ich bin auch froh, dass wir den kleinen Umweg genommen haben, denn hier unten ist es wieder empfindlich kalt und ich ziehe erneut meine Handschuh an. Dann wird mein Orientierungsvermögen wieder stark gefordet.
Bei ca. km 13 stehe ich plötzlich mitten im Dickicht in der feuchten Niederung des Borlasbaches.

Ich will erstmal ein paar Züge Wasser nehmen. Doch zuerst ziehe ich einige Eiskristalle in den Mund. Es muss schon ganz schön kalt sein. Bloß gut, dass ich gestern noch den Isolierschlauch angebaut habe. Ich entschließe mich wieder steil nach links aufzusteigen, um etwas Orientierung zu bekommen. Oben sehe ich Richtung Südwesten einen Ort. Ohne zu wissen, wie der heisst, nehme ich diese Richtung querfeldein und laufe in dem Ort ein. Irgendwo sehe ich ein Schild mit Edler Krone- was eine kleine Zwischenorientierung auf dem Weg zum Jagdschloss Grillenburg ist. Doch beim Durchqueren des Ortes stehe ich an einer Kreuzung und keinerlei Wegweiser mehr. Mir fehlt die Orientierung. Ich halte die Hand raus und eine junge Frau hält auch an. Als ich ihr sage, dass ich zur Edlen Krone und dann nach Grillenburg will, schaut sie zwar etwas irritiert, gibt mir dann aber eine nächste Richtung und den Hinweis, das ist aber noch ein Stück. Wenn die wüsste, dass ich gerade bei km 14,7 von ca. 70 bin, hätte Sie wahrscheinlich die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Für mich sind es bis zur Grillenburg ja „nur“ noch ca. 10 km. Die nächsten 1,5 km gehen auf der Strasse leicht ansteigend und locker voran. Dann steht sogar ein Wegweiser „Edle Krone“ nach rechts über die Felder. Nur 500 m weiter wieder  ein Kreuzung, an der zwar ein Wegweiser steht, aber ohne Edle Krone. Weiter nach Norden geht´s wieder nach Somsdorf und Tharandt, von wo ich gerade kam. Also wieder nach Gefühl- ich wähle den Weg in Richtung Westen nach links. Nach knapp 2 weiteren km die nächste Orientierungsfalle. Der Weg im Wald schlängelt sich, ein Wegweiser   zeigt zur Edlen Krone. Nur knapp 200 m weiter zeigt ein Schild genau in die Richtung, aus der ich gerade gekommen bin. Spinnen die jetzt? Ich höre links von mir irgendwie Geräusche eines Zuges oder LKW und nehme nach Gefühl einen steil abwärts führenden Weg. Bingo- ich komme genau am Bahnhof Edle Krone an. Dort kommt glaube ich nie ein Sonnenstrahl hin. Arschkalt so zu sagen. Meine Handschuhe hatte ich vorher wieder ausgezogen und hier scheinen mir die Fingerspitzen abzufrieren. Ich brauche auch etwas zur Orientierung. nach einer Brückenunterführung halte ich erneut ein Auto an, um hier unten nicht den falschen Abzweig zu nehmen. 20161221_5frostigerwegIch bekomme die Richtung zum Seerenteich und durchlaufe leicht ansteigend wunderschöne Waldwege, die teilweise von Väterchen Frost in die Schockstarre versetzt wurden. Zusammen mit dem Sonnenlicht und dahinterliegenden Laub sind das wunderschöne Lichtspiele. Noch 5,5 km bis zur Grillenburg. 20161221_6frostigerseerenteichIch mache am Seerenteich einen kleinen Stopp zum genießen dieses Naturidylls und schwebe wie auf Wolken auf die Grillenburg zu. Bis jetzt hatte ich keinerlei Bedürfnis irgendetwas zu essen und fühle mich total leicht. Mein Bauch total entspannt, statt nach Essen lechzent.
Die 3,5 km von hier bis zur Grillenburg sind nur noch ein Katzensprung – kurz vorher treffe ich ein wanderndes Ehepaar, von dem ich  mir  trotzdem nochmal die Richtung bestätigen lasse und ich kann in herrlicher Sonne  meine erste Nachricht nach 25 km an meine liebe Frau schicken. Danke an der Stelle an all die freundlichen Menschen an der Strecke.
Ich esse zwei Kartoffelstücken und ne Handvoll meiner Samenmischung. Dann nehme ich die Spur auf 20161221_9wegweiserjacobswegdem Jacobsweg auf. 20161221_8winterlandschaftIch hatte mich jedoch zu früh gefreut, dass es jetzt einfacher mit der Orientierung werden würde. ich bin zwar auf dem Jacobsweg, doch schon mein Gefühl sagt mir, ich laufe viel zu lange gerade aus. Vielleicht bin ich auch benommen von den traumhaften Winterlandschaften und komme nach ca. 6 km in Naunhof an. Dieser Ort war überhaupt nicht auf meiner Orientierungsliste. Ich schaue auf Googelmaps. Tatsächlich habe ich den kompletten Tharandter Wald durchquert und mein Ziel liegt in absolut entgegengesetzter Richtung. Bingo- 10 km zusätzlich- was tun?
Ich spiele ein paar Varianten durch und wähle eine geeignete. Dazu muss ich erstmal paar 2 km zurück, bis von der Salzstraße ein Feldweg leicht anstiegend nach links in Ri. Nord-Osten abzweigt. Ich biege dann in die Freiberger Straße Ri Osten ein. 20161221_7schneisekm39Nach 1,5 km nervt mich die Straße total und ich fasse spontan den Entschluss, nach links Ri Nord in einen kaum sichtbaren, aber wunderschön anzuschauenden Waldweg einzutauchen. Mehr Bilder von der wunderschönen Strecke findet ihr hinter dem Bild.
Es werden ein paar feuchte 700 m über aus allen Richtungen kommenden Bächlein, bis ich auf wunderschönen Waldwegen weiterlaufen kann. 20161221_10breitewaldwegeHier wechselt auch ein einsames Rehlein meinen Weg und ich bin noch mehr begeistert. Ich bin bei km 40 und biege nach weiteren 1,5 km in einen etwas breiteren Waldweg Ri. Nord-Ost wieder nach rechts. Irgendwann kommen auch ein paar Wegweiser und ich treffe auch vereinzelte Wanderer in diesem Teil des Tharandter Waldes. Langsam habe ich Lust auf einen kleinen Snack. Ich nehme mir den für die nächste sonnige Stelle vor.  20161221_11letzterastBei km 47 kann ich in Spechtshausen auf einem Stein am Rande die nächsten Kartoffelstücke und paar Handvoll meiner Samenmischung genießen. Ich bin auch wieder etwas beruhigter, denn von hier sind es nur noch 23 km bis Dresden Neustadt, wenn ich auch den Weg über das Blaue Wunder leider abhaken muss. Ich sende meiner Skatermaus wieder ein Überlebenszeichen. Jetzt führt mich mein Weg über die nächsten 5 km entlang der Strasse- nördlich kann ich Wilsdruff ausmachen- in Fördergersdorf komme ich erneut auf den Jacobsweg und biege in Kleinopitz wieder in den Quäneweg auf angenehme Feldwege ein. In Wurkwitz geht es dann langsam stadtwärts und ich biege oberhalb Freital nach links hinauf nach Pesterwitz- der wohl letzte starke Anstieg. km 59 ist erreicht und Dresden liegt zu Füßen. Der letzte Anstieg hat schon etwas geschlaucht. Jetzt bekomme ich jedoch ein neues Erlebnis, was ich so eher nicht kenne. Die letzten 8 km geht es bergab mitten durch den vorweihnachtlichen Verkehr Dresdens. Auf der Marienbrücke dann die Begegnung der besondere Art. Mich spricht von hinten ein Radfahrer an. Es ist Jo ohne Schuh- auch ein Ultra und bekennender Barfußschuhläufer. Er hatte mich seltsamerweise bereits morgens im Zug nach Freital mit meinem ThürigenUltraBeutel entdeckt. Nach kurzem Plausch gebe ich ihm noch eine Visitenkarte. Dann laufe ich die letzten Meterchen bis zum Einkaufscenter Nähe Neustädter Bahnhof. Die Fenix zeigt 67,9 km. Zufrieden drücke ich die Stopptaste. Der 10. Ultra in 2016 ist im Kasten- es war ein wunderschönes  Erlebnis. Ich hole mir ein Gurke, 2 Bananen und meine Zielbrause- zwei Freiberger Bock. 18:25 sitze ich wieder im Zug nach Riesa und um 19:25 im Salzbad zu Hause. Ultra ist einfach ein außergewöhnliches, fast unbeschreibliches Erlebnis und schreit förmlich nach Wiederholung. Tausend Dank meiner Skatermaus Marion für die ständige Unterstützung bei meinen Läufen.
Hier die Strecke zum gelegentlichen Nachlaufen. Bis bald- Euer Uwe.

Planstrecke und wieder zum Bericht nach oben

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