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Ultra2017/03 Der Besondere Lauf – Waldheim- Kriebsteintalsperre- Bankrottmeile Waldheim

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Dieser Ultra hat mir erst erfahren lassen, warum ich überhaupt soviel Spass und Freude am Ultralaufen habe. Diese Erfahrung halte ich in diesem Laufbericht fest und gebe sie weiter.  Es war eine besondere Erfahrung und diese soll auch diesen Bericht prägen.
Für alle, die nichts so gern lange lesen- habe ich den Bericht selbst gelesen und zum Anhören als Bildershow hier eingefügt, oder Ihr lest einfach weiter.

Ultra2017/03 Waldheim- Kriebstein- Limritz- Waldheim from Uwe Anger on Vimeo.

Zu Beginn eine Widmung den Frauen, die mich auch diesmal und gleich mehrfach begleiteten. 20170325_065925Meine Skatermaus Marion unterstützt mich mehr, als ich als Läufer erwarten kann. Danke mein Schatz. Sie hatte mir schon am Nachmittag vorher meine Laufklammotten ohne jegliche Abprache bereit gelegt und sie ist mit ihrem Talismann und Schutzengel bei jedem Lauf ständig bei mir.
Auch dabei war diesmal SARA – der Laufschuh fürs Grobe von La Sportiva– jeder Schuh erhält traditionell von mir einen Frauennamen. Sie begleiten mich und20170325_113029 es gab auf der Strecke noch eine besondere Eingebung während dieses Ultra.  Ich sass bei km 30 am Steg, legte kurz die Füße auf einen umgestürzten Bootsrumpf und schaute auf die von der Strecke bereits durch einiges an Schlamm gezeichneten Füße. Da kam mir spontan folgender Gedanke:
Es ist schon erstaunlich, Du kannst Deine Begleiterin sprichwörtlich in den Schlamm treten und sie nimmt es Dir noch nicht einmal übel, im Gegenteil, SARA20170325_072356 steht zu Dir, egal wie hart es ist, schützt Dich, ich kann mich einfach auf sie verlassen. Solche Gedanken kamen mir noch umfangreichere auf dieser Traumtour und es sollten mir noch mehr Frauen erscheinen. Doch der Reihe nach.
Ich startete um 07:25 am Bahnhof in Waldheim. Es war noch recht kühl. Das Schild für die Bankrottmeile ist inzwischen auch bereits erneuert. Locker geht es von  hier erstmal knapp 3 km hinunter an die Zschopau und dort entlang der Zschopau bis ich an der Schutzhütte am Beerwalder Bach in die traumhaften Waldwege eintauchte. An der Stelle die Möglichkeit- die Strecke über gpies nachzuvollziehen und den gps-track herunterzuladen. Oder einfach auf Strava. 

Mir liefen auch gleich ein paar Rehe durchs Sichtfeld und die Vögel, so schien es mir, begrüßten mich mit einem fröhlichen Morgenkonzert. Bei km 4,2 verlasse ich hier traditionell den Weg und laufe ab vom Weg hinauf durch den Wald, es gibt bereits die ersten mehr als 20 % Anstieg zu bewältigen und von dort querfeldein, bis ich bei km 5 einen kleinen Feldweg erreiche auf dem ich in südliche Richtung auf die Kriebsteintalsperre zulaufe, die ich etwa  bei km 6,5 erreiche. Jetzt bin ich warm genug um mich auf die folgenden Herausforderungen des Streckenprofils einzulassen.  Ultra201703StreckenprofilHinter dem Streckenprofil habe ich auch wie gewohnt den Fotoordner das erste Mal hinterlegt, damit Ihr Euch eine Vorstellung von dieser Strecke machen könnt. Von hier aus- am Streckenprofil gut erkennbar- geht es stetig auf und ab und die Strecke bietet alles, was der Trailläufer so braucht. Knackige Anstiege die, wie zu sehen, auch 26 % durchaus mal übersteigen, teilweise leichte Kletterpartien, Schlamm, Treppen, Singltrails, feste Untergründe Hänge- und Schaukelbrücken und Natur pur. Am Ende des Tages sollten knapp 55 km und 1.377 Höhenmeter und eine außergewöhnliche Erfahrung zu Buche schlagen. 20170325_082908
Dieser Lauf war etwas speziell, denn ich hatte mir nur Start und Ziel in Waldheim vorgenommen,die genaue Streckenlänge stand nicht fest, sondern nur die ungefähren Wendepunkte über die Brücken  über die Zschopau unterhalb von Mittweida und über die Schaukelbrücke in Limmritz. Auf dem Weg zur ersten Brücke wollte mich die nebenstehende Schönheit verführen, doch ich hatte ja noch einiges vor. Womit ich schon bei der 3. Frau angekommen bin, die mich auf diesem Ultra begleitete.
Auffallend ist in diesem Jahr, dass der Frühling sich noch gehörig Zeit lässt und die ersten Sprossen und Frühlingsblüher noch recht einsam anzutreffen sind. In bzw. kurz vor Mittweida drehte ich eine Extraschleife, weil ich etwas die Orientierung verloren hatte, doch das musste ich in Kauf nehmen, wenn ich auf eine solche Strecke ohne jegliche Vorbereitung eines Tourplans laufe. Dafür wurde ich mit einem rauschenden Schauspiel bei km 22,15 gegenüber des ehemaligen Wasserkraftwerkes unterhalb des Mittweidaer Stadtparkes belohnt, welches ich ohne dieser Extraschleife wahrscheinlich nie erlebt hätte. Bereits hier die Erkenntnis- auf Irrwegen finden sich oft auch wundersame Gelegenheiten.
Hier nutze ich meine erste Verpflegungspause. Ich lasse Euch auch an diesen Sinneseindrücken teilhaben.

Vielleicht war es genau diese erholsame Stelle, die mir später folgende Eingebung während dieses Ultralaufes gab. 20170325_103221Nur knapp 1 km nach dieser ersten Pause überquerte ich am Wendepunkt der Strecke dieses Wunderwerk einer Hängebrücke, die immerhin schon seit 1908 die beiden Ufer der Zschopau verbindet und lief auf der anderen Seite von Kockisch über Ringethal wieder auf die Kriebsteintalsperre zu und hinauf auf die BurgRuine des ehemaligen Raubschloss gebaut um 1315 als Burg Lewenhain bei km 26. Hinter dem Bild habe ich wieder den Ordner mit allen anderen Fotos hinterlegt.
Es muss in etwa zwischen der Ruine, den downhills zum oben genannten nächsten Rastplatz bei km 30 direkt am Ufer des Stausees und dem Aufstieg zur Aussicht mit Blick auf die Staumauer der Kriebsteintalsperre und dem Gasthaus „am Mühlberg“ mit nostalgischer Backstube gewesen sein, als ich folgende Eingebung während des Laufens hatte.
Fast hätte ich auf dem ausgetretenen, schmalen Weg dieses, aus dem harten Boden drängende Pflänzlein, zertreten. Ich kniete ehrfürchtig nieder und ergötzte mich an diesem Anblick. Es ist wie ein Neuanfang und ich stand kurz davor, erneut auf die Bankrottmeile einzubiegen, auf der ich den Tag begonnen hatte. Zwischendurch, bei den Anstiegen hatte ich manchmal das Gefühl, wie schaffst Du das denn bloß und doch kam dann von innen wieder dieses Selbstvertrauen, Du packst alles, denn Du hast doch diesen Weg gewählt. 20170325_120833Nimm Dir ein Beispiel an der Pflanze und dem Frühling der fast noch schläft und der Ruhepause, die sich das Leben, während des diesmal länger dauernden Winters, genommen hat. Zumindest scheint es mir so.
Dieses zarte Pflänzlein ist wie ein Neuanfang. Es scheut sich nicht, sich aus dem harten Boden den Platz ans Licht wieder zu erkämpfen. Irgendwie passt das zur Bankrottmeile und dem Zschopautalweg. Eine Bankrotterklärung ist wie ein Neuanfang, ein Frühling. Das rauschende Wasser an den Wehren der Zschopau ist in ständiger Bewegung, ständiger Veränderung und doch stehen dort Wasserwerke, die nur noch als Museen und Schauwerke dienen. Die verfallenen Burgruinen haben einmal die Herrschaft über die Region symbolisiert. Haben die Burgherren oder die Ingenieure etwas vergessen? In der Natur zu beobachten vielleicht?
Ich laufe weiter und in mir überschlagen sich die Gedanken, es sprudelt förmlich aus mir heraus. Mein heutiger Ultra symbolisiert doch alles ein bisschen- in komprimierter Form. Gerade habe ich einen Wendepunkt auf meinem Lauf passiert und werde in Limmritz erneut über eine schwankende Hängebrücke laufen und in eine neue Richtung laufen. Noch zweimal werde ich vom Weg abkommen. Niemand ist da, der mir sagt, wie und wo es weiter geht. Ich habe nur mein grobes Ziel vor den Augen und laufe einfach einen neuen Pfad, quer über den Acker, beschwerlicher vielleicht, doch er bringt mich 20170325_143319dann erneut an den Punkt, wo ich sage- Du bist wieder in der Spur. Ist es das, was das Leben mir  sagen wollte, als es mich Gefallen an solchen Ultras finden lies?
Das Leben ist ein Kreislauf, das Wasser hat mir gezeigt, dass das Leben in ständigem Fluß ist und doch bleibt alles plötzlich stehen, um Kraft zu schöpfen und kracht schlagartig  in sich zusammen, weil vergessen wird, sich ständig zu verändern. Du glaubst alles in Griff zu haben, fest im Leben zu stehen, planst jedes Detail und dann, haut es auch dem Stärksten die Füße weg. So kommt mir der Gedanke, als ich an diesem entwurzelten Baum vorbeilaufe. Die sind so riesig und stark, die kann nichts umhauen. Und nun?
Es ist diese Bankrotterklärung der Natur, die erneut Grundlage 20170325_142538für einen Neuanfang ist. Mancher ergreift diese Chance und mancher sieht diese Chance nicht.
Ich könnte sicher noch schneller laufen, vielleicht auch auf  einfacheren Strecken im Rausch der Geschwindigkeit dahinjagen und viele Siege erringen.  Doch würde ich dann solche Erfahrungen machen, solche Erkenntnisse gewinnen.
Dann kommt der Punkt an dem ich es nochmals begreife, als ich inne halte, und die zarten Knospen sehe und erkenne. Lass die Menschen rasen, wie sie wollen. Was Du hier und heute erlebst, wirst Du niemals auf der Jagd nach Trophäen erleben können.
Es ist unmöglich, in einem solchen kurzen Beitrag alle Eindrücke festzuhalten, die mir während dem Lauf so durch den Kopf gegangen sind. Als ich in Limmritz auf der Hängebrücke saß und den zweiten Wendepunkt der Strecke 20170325_145402erreicht hatte, war mir die Lektion noch klarer, die mir das Leben zeigen wollte.
Es gibt nicht immer einen vorgeschriebenen Weg. Das Leben nimmt oft ungeplante Wendungen. Manchmal musst Du innehalten, um zu sehen, wie es weiter geht, weiter gehen kann. Du kannst hasten  oder rasen wie ein Irrer, doch wenn Du das Leben oder den Genuss des Laufens begreifen willst, dann mach Augen, Ohren und Sinne auf.  Nur so entdeckst Du auch Kleinode am Wegesrand und im Leben, die im Geschwindigkeitsrausch verborgen bleiben. Einiges meiner Eindrücke findet Ihr erneut unter dem letzten Bild.
Nach diesem Wendepunkt sollte ich erneut vom Weg abkommen und 20170325_113608habe erneut Wege genommen, bei dem nur die Richtung klar war, auf denen vorher jedoch noch niemand einen Fuß gesetzt hatte.
20170325_051127(1)Genau so gehe ich den Weg bei meiner Streckenverpflegung, die diesmal noch bereichert wurde, durch ein eigen kreiertes Powergel aus Avocado, Zitrone und frischen Sprossenmus, sowie echten Kakaobohnen.
Wenn ich hier in der Form des persönlichen Du bestimmte Dinge festgehalten habe, dann wollte ich niemanden persönlich ansprechen. Es ist tatsächlich die Unterhaltung, wie ich diese mit mir selbst geführt habe. Leider kann ich nicht jedes Detail festhalten.
Egal was Euch auf Euren Wegen und Läufen passiert und wie oft Ihr vielleicht zweifelt oder kurz vor dem Aufgeben steht,… Ich sage Euch, es gibt immer einen Neuanfang- wie das Clueso musikalisch ausdrückt.
Der nächste Ultra  steht schon am 22.04.2017 fest, unmittelbar nachdem wir zu Ostern den Neuanfang im biblischen Sinne erfahren haben werden.  😀

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